„Hörst du nicht, dass er sitzt?“ Mit dieser Frage habe ich damals meinen Mann schwer beeindruckt. Und ich wusste gar nicht warum. Für mich war es selbstverständlich, dass ich am Weinen unseres damals noch sehr kleinen Sohnes hören konnte, dass er im Bett saß. Mein Mann erzählt noch heute, 19 Jahre später, von diesem Phänomen, wenn es darum geht, ob man sein Baby weinen lassen soll. Aber warum sollte man das tun? So kleine Wesen haben nur eine einzige Möglichkeit, sich uns verständlich zu machen. Wenn sie weinen, ist irgendetwas in ihrer kleinen Welt nicht in Ordnung. Und damit sollten sie nicht allein gelassen werden!

Oft erkennen Mütter am Weinen ihres Babys spontan, was ihm fehlt. Aber dann setzt das Denken ein: „Was sagen die schlauen Bücher?“ „Was meine Mutter, was die Schwiegermutter?“ „Was die Freundin und was rieten die vor kurzem noch wieder in diesem Bericht im Fernsehen?“ Willkommen im Informationsdschungel!

Herzlichen Glückwunsch an alle, die da einen klaren Kopf behalten und sich nicht irre machen lassen! Wer sich davon immer wieder aufs Neue irritieren lässt, sollte mal ausprobieren, auf die innere Stimme zu hören. Das machen, was einem als erstes einfällt, wenn das Baby weint. Vielleicht klappt es ja! Oft setzen wir uns so unter Druck, dass die eigenen Bedürfnisse und Gefühle keine Chance mehr haben.

In der Spielgruppe mit unserem zweiten Sohn gab es eine junge Mutter, die uns völlig verzweifelt erzählte, dass sie nicht wüsste, wie sie es schaffen soll, dass ihr Baby im eigenen Bett einschläft. Es schlief immer nur auf ihrem Arm ein. Zu einem Problem wurde es, weil Mutter und Schwiegermutter ihr immer wieder sagten, dass das für das Baby nicht gut wäre. Auf meine Frage was sie wolle, überlegte sie kurz. Das war sie bis dahin noch nicht gefragt worden.

Nachdem sie kurz überlegt hatte, antwortete sie, dass sie es total genieße, wenn ihr Sohn bei ihr auf dem Arm einschlief.  Es störte sie überhaupt nicht. Ich habe ihr dann vorgeschlagen, zur Abwechslung mal nicht auf andere, sondern nur auf ihr Gefühl zu hören. Drei Wochen später kam sie glücklich zu mir und erzählte, der Kleine schlafe jetzt in seinem Bett ein. Einfach so. Ganz von allein.

Da haben beide wohl einfach noch ein paar Wochen mehr diese intensive körperliche Nähe gebraucht…